Lesung mit Fatma Sagir am 29.4.2022 in Denzlingen

Liebe Genossinnen, liebe Genossenen,

vor nun mehr als 60 Jahren, am 30. Oktober 1961, trat das Anwerbeabkommen mit der Türkei in Kraft. Die gerufenen „Gastarbeiter“ sollten die Lücke fehlender Arbeitskräfte in der Bundesrepublik füllen – ein rein ökonomisches Projekt. Der Plan war von deutscher und türkischer Seite recht klar: die Menschen sollten für wenige Jahre nach Deutschland kommen und dann wieder in ihre Heimat zurückkehren. Doch es kam anders. Man habe Arbeitskräfte gerufen, es seien Menschen gekommen, schrieb Max Frisch einmal über die Arbeitsmigration nach Europa in den Nachkriegsjahrzehnten.Viele der Menschen sind geblieben, ihre Kinder wuchsen in Deutschland auf. Heute lebt bereits die vierte Generation von Nachfahren der Gastarbeiter:innen in Deutschland.

Die in Freiburg ansässige Autorin, Journalistin, Wissenschaftlerin, Übersetzerin Fatma Sagir erzählt in ihrem bewegendem Buch „Alphabet der Sehnsucht. Texte zum Vergessen“ in berührender Kurzprosa und eindrücklicher Lyrik über ihre Erinnerung als Kind einer Gastarbeiter:innenfamilie und das Verhältnis zweier Generationen zu Deutschland und der Türkei und schreibt damit gegen eine klaffende Erinnerungslücke der deutschen Gesellschaft an.

Die Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt und die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen laden zu einer performativen Lesung mit der Autorin Fatma Sagir, begleitet von dem Sprecher und Schauspieler Max Hoffman, am Freitag, den 29.04.2022 um 19:00 Uhr im Rocca-Saal in Denzlingen ein. Nach der Lesung wird es noch Zeit für eine Diskussion mit der Autorin geben.

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Es wird um Anmeldung bei Ana Agatiev gebeten unter: ana.agatiev@spd.de 

Wir freuen uns auf ein zahlreiches Kommen und verbleiben mit solidarischen Grüßen für den Vorstand.

AG Migration und Vielfalt Breisgau und SPD Dreisamtal veranstalteten Autorinnenlesung mit Birgit Hummler: Das Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen

Die in Breisach lebende Birgit Hummler ist studierte Germanistin und Journalistin und engagiert sich seit der Flüchtlingskrise 2015 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe als Deutschlehrerin. In einem humorvollen Buch fasste sie ihre vielschichtigen Erfahrungen bei der Vermittlung der komplizierten deutschen Sprache zusammen. Diese Sprache verfügt mit Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ über vier Fälle, über drei Artikel und ist schrecklich unlogisch und willkürlich strukturiert. Diese Sprache bringt nicht nur die Lernenden, sondern auch die Lehrenden zum Verzweifeln.

Besonders kompliziert wird es für Geflüchtete und deren Unterstützer, wenn es um Behördensprache und Briefe geht, die den Geflüchteten möglicherweise den Abschiebebescheid mitteilen. Und hier wurde es dann auch politisch. Denn Hummlers Engagement beschränkte sich nicht nur auf den Sprachunterricht. Sie unterstützte Geflüchtete über lange Jahre bei der Integration in die deutsche Gesellschaft.

Sie begleitete sie bei rechtlichen Fragen, bei der Vermittlung von Praktika, Arbeitsplätzen und der Wohnungssuche. Dabei erlebte sie mehrfach, wie gut integrierte Geflüchtete trotz Arbeitsstelle und guter Deutschkenntnisse nach Afghanistan abgeschoben wurden und das, obwohl Deutschland dringend Arbeitskräfte benötigt. „Hätte es die vielen Einwanderungswellen nicht gegeben, wäre Deutschland längst ein Volk im Altersheim“, so Hummler. Sie plädiert deshalb für ein weltoffenes und tolerantes Deutschland

Bundestagsabgeordnete, Staatssekretärin und Bundestagskandidaten für die SPD, Rita Schwarzelühr-Sutter, skizzierte im Anschluss das Programm der SPD in Bezug auf Migration. Das in der großen Koalition beschlossene neue Einwanderungsgesetz sei ein Schritt in die richtige Richtung, reiche jedoch nicht aus. Die SPD wolle darüber hinaus ein dauerhaftes Bleiberecht für Menschen, die als Asylbewerber abgelehnt wurden, aber schon lange hier leben und arbeiten. Die SPD wolle das Arbeitsverbot abschaffen. Die Menschen hätten ein Recht auf Arbeit und brauchten eine Perspektive. Familien gehören zusammen, deshalb müsse der Familiennachzug verbessert werden. Die SPD setzt sich außerdem für Mehrstaatlichkeit ein und dafür, dass in Deutschland geborene Kinder automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen.

Respekt – das sei die Leitidee des SPD-Kanzlerkandidaten für unsere künftige Gesellschaft. In einer solchen Gesellschaft habe Rassismus und Diskriminierung keine Chance.

Bernd Engesser von der SPD-Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt wies darauf hin, dass die SPD schon immer eine weltoffene Partei war. Jeder, der in Deutschland lebe und die Ziele der SPD unterstütze, könne unabhängig von seiner Staatsangehörigkeit Mitglied werden. Wer hier wohne, solle auch die Möglichkeit haben, Gesellschaft und Politik mitzugestalten. Um sprachliche Hürden zu senken, gebe es auch ein SPD-Programm in einfacher Sprache.

ZAROK e.V.: Bildung und Zukunft für Kinder im Nordirak.

In unserer Sitzung am 19.4. besuchten uns Susanne Dorer und Sigrid Leder-Zuther, Sie sind Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende von Zarok (www.zarok.de) und stellten die Arbeit und Aktionen des Vereins vor. Der Verein aus Kenzingen engagiert sich ehrenamtlich für Kinder und Frauen in Krisengebieten, aktuell vor allem im Nordirak.

Ziel von Zarok e.V. ist es, geflüchteten Kindern und Frauen im Nordirak mit Bildungsangeboten wieder Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Der Verein vergibt keine Geldleistungen an Einzelne, sondern unterstützt Gruppen von Hilfsbedürftigen sowie infrastrukturelle Maßnahmen. Erfolgreich sind u.a. Nähateliers und Bäckereien, die es Frauen ermöglichen, sich und Ihre Kinder nach Ausbildung und Geschäftsgründung selbständig zu versorgen. Hierfür organisiert Zarok Ausbildung und Startfinanzierungen. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, da diese den Bedarf vor Ort am besten einschätzen können. Wo immer notwendig und möglich werden benötigte Waren und Dienstleistungen vor Ort eingekauft.

Das ganze Gespräch mit Zarok ist hier zu finden. Spenden sind immer gern gesehen, um die wichtige Arbeit weiter vorantreiben zu können.

Deutsche Waffexporte – Aufzeichnung unserer Veranstaltung vom 15.02.2021

Am 15.2.2021 lud die AG Migration und Vielfalt der SPD Freiburg, Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald zu einer Online-Veranstaltung mit Lars Castellucci ein. Er ist Mitglied im Bundestag und Sprecher für Migration und Integration der SPD-Bundestagsfraktion.

Es ging um Waffenexporte aus Deutschland und die Position der SPD zu diesem Thema.

Welche Regeln sollten aufgestellt werden, um Waffenexporte in Krisengebiete und an autoritäre Regime auszuschließen? In welche Länder sind Waffenexporte vertretbar und sinnvoll?

Mit welchem Koalitionspartner sieht die SPD mehr Chancen für eine bessere Politik in Bezug auf Waffenexporte?

Das Gespräch haben wir aufgezeichnet. Die Diskussion zu diesen und vielen anderen Aspekten sind unter folgendem Youtube-Link aufrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=bF4F01sCSDo&feature=youtu.be

AG Migration und Vielfalt gegründet

Veröffentlicht am 08.03.2018 auf https://www.spd-breisgau-hochschwarzwald.de/meldungen/ag-migration-und-vielfalt-gegruendet :

Am letzten Wochenende hat sich die AG Migration und Vielfalt gegründet. Der Initiator Ismael Hares hat dafür die Aktivitäten von schon bestehenden Arbeitskreisen in Freiburg und den benachbarten Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald gebündelt.

Die Gründungsversammlung leitete die Vorsitzende der Landes-AG Isabel Cademartori unterstützt von Sabine Wölfle und Luisa Boos. Alle drei sahen die klare Notwendigkeit, dieses Thema stärker in den Fokus der Partei zu rücken. Der SPD als Partei aber auch die Wählerschaft sind in dieser Frage oft gespalten und suchen noch nach Antworten. Allzu oft versuchen wir, es allen recht zu machen und das führt dann häufig zu Funkstille. Hier kann eine starke AG einen wichtigen Diskussionsbeitrag leisten.

Bei den Wahlen des ersten Vorstandes der AG wurde der Freiburger Ismael Hares zum Vorsitzenden bestimmt. Ihm zur Seite stehen als Stellvertreter Ana Agatiev aus dem Landkreis Emmendingen und Bernd Engesser aus unserem Landkreis. Die drei werden von insgesamt 11 Beisitzern unterstützt. Es ist also ein sehr schlagkräftiges Team entstanden und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dieser Truppe.

Den inhaltlichen Teil der Veranstaltung bestritt dann der Rechtsanwalt Mehmet Daimagüler. Er vertritt Angehörige der NSU-Opfer bei ihrer Nebenklage im Zschäpe-Prozess. Sein Vortrag war eine beklemmende Klage über ein Versagen auf sehr vielen Ebenen. Der Staat hat versagt, weil die V-Männer des Verfassungsschutzes die rechte Szene in Thüringen und auch NSU durchaus auch mit viel Geld erst groß gemacht hat. Der Staat will davon bis heute nichts wissen. Die Polizei hat versagt, weil sie quer über die Republik und in allen Fällen gar nicht erst in Richtung Rechtsradikale ermittelt hat, sondern Täter und Opfer als Rauschgifthändler kriminalisiert hat. Die Medien haben versagt, was sich allein schon in dem Begriff Döner-Morde ausdrückt und die Gesellschaft hat versagt, weil es das genauso auch aufgenommen hat.

Der Vortrag kann hier nachgehört werden:

„NSU: jederzeit wieder?“

Empörung reicht nicht – Mehmet Daimagüler

„NSU: jederzeit wieder?“

Vortrag und Diskussion mit dem
Anwalt der Nebenklage im NSU-Prozess Mehmet Daimagüler
am 3. März um 17.00 Uhr in der Mensa der Hebelschule 
Engelbergerstraße 2, Freiburg

Mehmet Daimagülers Lebenslauf ist alles andere als gewöhnlich. Als Sohn türkischer Arbeitsmigranten hat er sich auf der Bildungsleiter von der Hauptschule bis zum Abitur hochgearbeitet. Danach studierte er Volkswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften und Philosophie. Seinen Master in Public Administration erwarb er schließlich in Harvard.

Im Bundestag hat er u.a. für Wolfgang Kubicki gearbeitet. 1997 wurde er in den FDP Bundesvorstand gewählt. Mittlerweile ist er aus der FDP wieder ausgetreten. Beruflich war er als Berater für die „Boston Consulting Group“ und als „Regional Head Middle East and Africa“ für die im Bereich erneuerbarer Energien aktive „Conergy“ aus Hamburg tätig.

Sein langjähriges publizistisches Engagement galt stets den Menschen, denen das Etikett „Migrationshintergrund“ anhaftet. Er veröffentlichte Kolumnen in Die Welt, taz und der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung. Auch als Autor mehrerer Bücher setzte er sich mit den Hürden und Chancen derer auseinander, die in Deutschland „mit Migrationshintergrund“ leben, aufwachsen und ihren Platz in der Gesellschaft finden müssen.

In den Fokus der breiten Öffentlichkeit gelangte Mehmet Daimagüler als Opferanwalt im NSU-Prozess, wo er mit seinen mitunter polarisierenden Einlassungen zum viel gefragten Gesprächs-partner deutscher und türkischer Medien wurde. So beklagte er ein „ungeheuerliches Versagen des Staates“, der weder die Opfer beschützen noch die Verbrechen in Gänze habe aufklären können. Die Erfahrungen im Prozess und die Aussagen seiner Plädoyers verarbeitet Daimagüler in seinem aktuellen Buch „Empörung reicht nicht! Unser Staat hat versagt. Jetzt sind wir dran. Mein Plädoyer im NSU-Prozess“, erschienen 2017 bei Bastei Lübbe.

Am 3. März wird er in Freiburg über seine Erfahrungen im NSU-Prozess berichten und sich
anschließend den Fragen der interessierten Zuhörerschaft stellen.

Wir freuen uns außerordentlich, mit Mehmet Daimagüler, dem erfolgreichen Migranten, Wirtschaftsberater, Politiker, Philosophen, Schriftsteller und Anwalt, den Auftakt unserer Arbeit in der neu gegründeten SPD-AG „Migration & Vielfalt Breisgau“ gestalten zu können.